37 Jahre selbständig, 38 Jahre Ortsteil der Gemeinde Lilienthal, aber immer ein aktives Dorf am Rande des Teufelsmoores
Worphausen, seit 1974 Ortsteil der Einheitsgemeinde Lilienthal, besteht am 1. April 75 Jahre. Zum 1. April 1937 wurde aus den am 1. April 1929 gebildeten vier Gemeinden Moorende, Mooringen, Westerwede und Worphausen die neue "Großgemeinde" Worphausen gebildet. Worphausen liegt geografisch zwischen den Gemeinden Grasberg, der ebenfalls 1937 gebildeten "Altgemeinde" Lilienthal und Worpswede.
Im Zuge der Moorkolonisation wurden die acht Dörfer gegründet: 1763 Lüningsee, 1764 Lüninghausen und Westerwede, 1778 Moorende und Mooringen sowie 1805 Schrötersdorf und 1808 Neu Mooringen. Lüningsee, Lüninghausen, Moorende, Mooringen und Westerwede wurden vom "Vater aller Moorbauern", dem Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff gegründet.
Der Gebietsreform im Jahre 1937 vorangegangen ist bereits die erste Gebietsreform in unserer Region: Am 1. April 1929 wurden die damals selbständigen Dörfer, die vom Regierungspräsidenten in Stade in einem Schreiben vom 17. August 1925 neben anderen Dörfern als "Zwerggemeinden" beschrieben werden, durch Beschluss des Kreisausschusses des Landkreises Osterholz am 19. Januar 1928 wie folgt zusammengelegt: Mooringen und Neu Mooringen zur Gemeinde Mooringen, Schrötersdorf und Worphausen zur Gemeinde Worphausen sowie Lüninghausen, Lüningsee und Westerwede zur Gemeinde Westerwede. Lediglich Moorende bleibt selbständig.
Bereits acht Jahre später erfolgte die nächste Gebietsreform. Auch hier ging es wieder um die Bildung "leistungsfähiger" Kommunen. Der Landkreis - vertreten durch den stellvertretenden Landrat Regierungsrat Dr. Ender - unterbreitet nach Zustimmung durch den Oberpräsidenten der preußischen Provinz Hannover am 10.12.1936 den Vorschlag, die 1929 gebildeten vier Gemeinden zur neuen Gemeinde Worphausen zusammenzufassen. Die historische Sitzung fand am 18.01.1937 in "Kück's Gastwirtschaft" in Grasberg statt. Angesprochen wurde bereits damals die Frage einer neuen zentralen Schule. Es wurde darauf verwiesen, dass dieses erst nach Bildung der neuen Gemeinde weiter beraten werden könne. Es wurde bereits 1938 ein Grundstück nahe der jetzigen Schule gekauft; der Bau wurde aber aufgrund des Krieges verschoben. Bürgermeister der neuen Gemeinde wurde der bisherige Bürgermeister der damaligen Gemeinde Worphausen, Friedrich (Fritz) Poppe aus Schrötersdorf. Nach Bildung der "Großgemeinde" hatte Worphausen ca. 1.100 Einwohner. In den letzten 75 Jahren hat sich die Zahl der Einwohner auf 2.300 mehr als verdoppelt.
Die Kriegszeit ließ die Entwicklung stoppen. Der bereits 1937 geplante Neubau einer Schule konnte erst mit der Einweihung der modernen Mittelpunktschule am 19.06.1962 vollendet werden. Bis dahin gab es einklassige Schulen in den Dörfern Lüninghausen, Mooringen, Moorende, Westerwede und Worphausen
Neben dem Schulwesen war wie in vielen Dörfern im Moor der Straßen- und Wegebau eine große Herausforderung. Zunächst in Form von Hand- und Spanndiensten, später unterstützt durch technisches Gerät und in der heutigen Zeit durch leistungsstarke Firmen durchgeführt, wurden die festen Straßen und Wege angelegt. Auch heute noch sind aufgrund des moorigen Untergrunds immer wieder Investitionen in den Straßenbau nötig.
Fünf Jahre später, im Kriegsjahr 1942, wurde die Freiwillige Feuerwehr Worphausen gegründet. Erster Gemeindebrandmeister wurde Hermann Bartling. In den ersten fast dreißig Jahren war die Backstube sowie eine Fahrzeughalle der Bäckerei Melloh das "Feuerwehrgerätehaus" und ab 1970 das jetzige Gebäude. Die Jugendarbeit wurde in der Feuerwehr immer groß geschrieben. Nachdem bereits am 1. Juni 2010 eine Kinderfeuerwehr in Worphausen gegründet wurde, konnte die Jugendfeuerwehr am 2. November 2011 ins Leben gerufen werden.
Nach dem 2 .Weltkrieg ging es darum, Flüchtlinge und Vertriebene zu integrieren. Die ersten ehrenamtlichen Bürgermeister nach dem Krieg waren Hermann Bartling (Schrötersdorf), Heinrich Melloh (Moorende) und ab 1946 Johann Schnaars (Lüninghausen). Gleichzeitig übten sie ehrenamtlich das Amt des Gemeindedirektors aus. Zusammen mit dem Gemeinderat ging es darum, auch in Worphausen diese schwere Zeit zu meistern, Wohnraum zu schaffen und die damaligen "Neubürger" zu integrieren. Johann Schnaars verstarb 1955, sein Nachfolger wurde Diedrich Kück (Mooringen). In den folgenden Jahren ging es darum, Worphausen weiter zu entwickeln. Es wurden Baugebiete erschlossen in denen junge Familien ihr Haus bauten. Worphausen war eine der ersten Gemeinden im Landkreis Osterholz, die vor nunmehr fünfzig Jahren einen Flächennutzungsplan aufstellten. Die 50er und 60er Jahre gelten in Worphausen als die Aufbauzeit. Worphausen war geprägt von diversen Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben. In dieser Zeit wurden Vereine gegründet: der TSV Worphausen (1949), der Schützenverein (1954), die Theatergruppe "De Worphüser" (1968), der Sportfischer- und Gewässerschutzverein (1975) gegründet. Die Oll'n Handwarker ut Worphusen un annere Dörper wurden 1973 und die Worphüser Heimotfrünn wurden 1977 gegründet. 1966 wurde das Niels-Stensen-Haus seiner Bestimmung als Haus der Erwachsenenbildung mit integriertem Hotel- und Heimbereich des Bistums Hildesheim eröffnet. Ende 2007 hat die Stiftung Leben und Arbeiten das Haus übernommen. Geschaffen wurde ein Lebensort für Menschen mit und ohne Behinderung.
Die damalige Verwaltungsstelle einschließlich des Feuerwehrgerätehauses wurde 1970 eingeweiht und am 30.05.2010 zu Ehren unseres langjährigen Bürgermeisters in "Diedrich-Kück-Haus" benannt. Neben der Feuerwehr ist in diesem Haus die Landjugend zuhause. Der Lilienhof wurde in den 80er Jahren aufgebaut und am 8. Mai 1987 - vor nunmehr 25 Jahren - mit der Eröffnung des Bauernhauses eingeweiht.
Der Kindergarten neben Schule und Turnhalle wurde am 1. April 1973 seiner Bestimmung übergeben, der seit dem Kindergartenjahr 2011/12 eine "Krippengruppe" umfasst. Auch hier ist wie bei der Grundschule ein aktiver Förderverein tätig, der die Aufgaben des Kindergartens ehrenamtlich unterstützt. Am 25. Oktober 1974 - Worphausen war dann schon Teil der neuen Gemeinde Lilienthal - wurde die Turnhalle feierlich mit vielen Schülerinnen und Schülern eingeweiht.
Der 1. März 1974 ist das nächste entscheidende Datum in der Geschichte Worphausens. Zusammen mit den Gemeinden Heidberg (ohne dem 1929 "angegliederten" Grasdorf), St. Jürgen und Seebergen und der Gemeinde Lilienthal wurde die neue Einheitsgemeinde Lilienthal mit damals ca. 15.500 Einwohner gebildet. Worphausen verlor damit seinen eigenen Bürgermeister und Gemeinderat. Diedrich Kück war bis dahin ununterbrochen neunzehn Jahre unser Bürgermeister und hat Worphausen maßgeblich und äußerst positiv geprägt.
In Worphausen wurde in den Jahren 1989/91 ein Dorferneuerungsplan aufgestellt. Der aktive Arbeitskreis entwickelte Aktivitäten und formulierte Maßnahmen. Die Umsetzung erfolgte in den darauf folgenden Jahren.
Auch wenn Worphausen keine selbständige Gemeinde mehr ist, der Entwicklung und dem regen Vereinsleben tut dieses keinen Abbruch. Die Vielzahl der Vereine unterstreicht das bürgerschaftliche Engagement der Einwohner in Worphausen. Geboten werden vielfältige Angebote der Freizeitgestaltung. Vieles wurde durch das ehrenamtliche Engagement geschaffen. Der Ausbau der Sportplätze und der Schießhalle, die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses und des Kindergartens, der Bau des Lilienhofes mit Bauernhofanlage und Handwerkermuseum und vieles mehr wurde von aktiven Mitbürgerinnen und Mitbürgern unseres Ortes mindestens begleitet, wenn nicht sogar selbst durchgeführt. Worphausen bietet so seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein breites Angebot an infrastrukturellen Einrichtungen. Der Kindergarten und die Schule sind in der Ortsmitte und bieten kurze Wege. Ergänzt durch kulturelle und sportliche Einrichtungen sowie leistungsstarken Handwerksbetrieben ist Worphausen ein beliebter Wohnstandort für Familien.
Möge den Menschen weiterhin ein lebens- und liebenswertes Dorf mit umfangreichen Freizeitangeboten geboten werden und sich immer Mitbürgerinnen und Mitbürger bereit erklären, sich für "unser" Worphausen zu engagieren. Denn es ist unsere Heimat und unser "Zuhause".
1. April 2012 / Axel Miesner