Worphausen ist Heimat und Identität zugleich / Drei Festtage zum 250-jährigen Bestehen der Ortschaft

Lilienthal. Worphausen, das ist Heimat und Identität. Das ist der Ort, an dem man sich wohl fühlt, zusammen hält und zusammen feiert. So hielten es die Worphauser auch am vergangenen Wochenende. Drei Tage lang begingen sie auf dem Lilienhof den 250. Geburtstag von vier der acht Dörfer, die unter dem Namen Worphausen vereint sind: Lüningsee, Lüninghausen, Westerwede und Worphausen.

In den Jahren 1763/64 hatte der Moorkommissar Jürgen Christian Findorff die Dörfer im Rahmen der staatlichen Moorkolonisation gegründet. Auf das seitdem Erreichte sind die Menschen stolz. Unter dem Motto „Worphausen stellt sich vor“ präsentierten sie beim Familiennachmittag, was ihre Gemeinde heute ausmacht. Wie gut ihre Gemeinschaft funktioniert, demonstrierten sie wenig später, als Regen und Wind kurzzeitig dem Fest zusetzen.

Der Freitag hatte mit einem Kommersabend mit Festredner Jürgen Ludwigs, einer Vorführung der „Shooting Pinkies“, Grußworten und dem Großen Zapfenstreich mit dem Blasorchester Lilienthal und dem Spielmannszug Lilienthal-Falkenberg begonnen und klang aus mit einer Ü-30-Party mit „DJ Speedy“. Nach dem Familiennachmittag stand ein Rockkonzert mit „Wanteness“ und eine Worphausen-Fete auf dem Programm, bevor der Sonntag mit einem plattdeutschen Gottesdienst, einem Frühschoppen und Liedern einiger Shanty-Chöre sein Ende fand.

Über ein Jahr hatte das Worphauser Festkomitee auf dieses Wochenende hin gearbeitet. Als lebe der findorffsche Gründergeist noch immer, planten und organisierten die Vereine der Ortschaft gemeinsam. Und der Leiter des Festkomitees, Axel Miesner, freut sich: „Jedes Rädchen greift in das andere.“ Für ihn ein Beweis der intakten Gemeinschaft im Dorf. Diese präsentierte sich auch beim Familiennachmittag als großem Programmpunkt am Sonnabend.

Dorf mit zentraler Lage

Da treffen sich beispielsweise die ehemaligen Nachbarn Frauke Ludwigs-Kreijkes und Wilfried Schumm wieder. Auch wenn Kreijkes-Ludwigs heute nicht mehr hier wohnt, sagt sie: „Worphausen ist ein schönes Dorf, wo man sich wohl fühlt.“ Eines in zentraler Lage zwischen Worpswede, Lilienthal und Grasberg. Da treffe sich alles. Schumm im blauen T-Shirt des Festausschusses ergänzt, für ihn sei es Heimat. „Ich möchte nirgendwo anders wohnen.“ Der Zusammenhalt und die Nachbarschaft stimmen für ihn in Worphausen. Und die Ruhe.

Dann schaut er grinsend auf die Pappe in Frauke Kreijkes-Ludwigs Händen. „Und die Kartoffeln sind super.“ Frisch gedämpfte Knollen der Sorte „Worpsweder Perle“ dampfen darin. Jürgen Brüning hat sie in Moorende angebaut. Als Erzeuger präsentiert er sich und sein Worphauser Produkt auf dem Lilienhof. Eine Art Moorkartoffel sei das, erklärt er, und sie komme gut an. Die Menschen kaufen gerne einheimisch, habe er bemerkt.

Der 26-jährige Landwirt Brüning empfindet als Worphauser „mit Leib und Seele“, erzählt er lächelnd. Sehr vielseitig sei das Dorf und es gebe jede Menge Vereine. Selber ist er Mitglied bei der Landjugend, der Freiwilligen Feuerwehr und im Sportverein. „Da hat man überall die Möglichkeit, sich mit den Leuten auszutauschen“, sagt er. Das mache auch den Neueinstieg in den Ort leichter. Die wachsende Einwohnerzahl Worphausens zeigt ihm, der Ort sei gefragt. Aus Jürgen Brünings Sicht funktioniert diese Mischung aus Alteingesessenen und neu Zugezogenen.

Wer in Worphausen geboren ist, zieht offenbar ungerne weg. Seien es der Landwirt Brüning, Axel Miesner und Wilfried Schumm vom Festkomitee oder Frauke Bremermann – sie alle sind hier geboren, aufgewachsen und leben noch immer im Ort. Teilweise arbeiten sie auch da und präsentieren sich damit beim Familiennachmittag. Frauke Bremermann hat Lüninghauser Honig, süß duftende Rosen und Rhododendren mitgebracht. Fast einhundert Sorten wachsen neben Obst und anderen Hölzern in ihrer Baumschule. Sie sagt im besten Sonnenschein auf dem Lilienhof begeistert: „Wenn der Ort sich vorstellt muss man dabei sein.“ Ihr bedeutet Worphausen Heimat, die Scholle, auf der sie ackert. Und: „Man hat das Land ja täglich in den Händen.“

Leidenschaft pur ist auch am Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Worphausen zu erleben. Der dreijährige Emil fragt Michael Tietjen nach Blaulicht und Sauerstoffgerät. Geduldig zeigt der Kinderfeuerwehrwart alles vor, was so ein Einsatzwagen zu bieten hat, von der Wasserpumpe bis zum Rettungsrucksack. Emil ist begeistert und mit der Aufschrift „Feuer“ erweist sich der Knirps als echter Feuerwehrfan. Vielleicht wächst hier jemand als Nachwuchs für die Worphauser Kinderfeuerwehr heran. Bald werden Michael Tietjen und seine Kameraden zum echten Einsatz ausrücken.

Während Axel Miesner vom Festkomitee noch vom würdigen Zapfenstreich am Vorabend schwärmt und sagt, das Fest laufe „wie am Schnürchen“, türmen sich Wolken am Horizont auf. Die werden dunkler und dunkler über der geografischen Mitte der Gemeinde Worphausen. Dort fliegen Seifenblasen durch die Luft, Fußbälle krachen gegen die Torwand. Es präsentieren sich beispielsweise der Freundeskreis des Worphauser Kindergartens, der Waldorfkindergarten und das Niels-Stensen-Haus. Die Friseurin Katharina Lindenstrauß zeigt festliche Steckfrisuren. Die Imker aus dem Teufelsmoor und die Kreisjägerschaft Osterholz sind präsent, ebenso Worphauser Gewerbebetriebe, und „De oll‘n Handwarkers“ haben das Handwerkermuseum geöffnet. Gegenüber im Festzelt gibt es Kaffee und Kuchen.

Gut eine Stunde lässt das Wetter dem Fest am Sonnabendnachmittag, dann bricht es darüber herein. Michael Tietjen und seine Kameraden von der Worphauser Feuerwehr rücken zu Fuß aus zum Einsatz auf dem Lilienhof. Der Gewitterwind zerrt an den Pavillons, fegt Aufsteller um und verteilt Flyer auf den Pflastersteinen. Einmal mehr beweist sich jetzt der Worphauser Gemeinschaftssinn. Feuerwehrleute und Aussteller halten mit vereinten Kräften die Zelte fest und trotzen dem Wetter, das kurz darauf den Festplatz wieder in Sonnenschein taucht.

{tip Hinweis::Dieser Artikel stammt von der Wümme Zeitung und ist nicht unser Eigentum}Quelle: Wümme-Zeitung, 07. Juli 2014{/tip}

Foto-Quellen: Worphauser-Mitbürgerinnen und Mitbürger

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Video vom Einmarsch zum großen Zapfenstreich

Video Beginn großer Zapfenstreich